"Hand gegen Koje" als Frau alleine in Thailand
Bereits vor Beginn meiner dreimonatigen Backpacking Reise durch Südostasien stand für mich fest: Ich will dort einen Segeltörn machen. Letztes Jahr habe ich meinen SKS Schein bestanden und jetzt heißt es: Erfahrung sammeln! Was bietet sich da besser an als ein cooler Törn an den Küsten Thailands? Einfach war es nicht, etwas zu finden, vor allem wenn man auf das Budget achten muss und trotzdem einige Ansprüche hat. Zum Beispiel soll es eine Monohull sein. So kam ich über Facebook in Kontakt mit Skipper Hermann, der (allerdings für seinen Katamaran) eine Stewardess und Köchen suchte. Das Angebot sah so aus: Drei Tage Vorbereitung des Kats (Putzen, Einkaufen, Tanken) in Phuket, dann sieben Tage Segeln entlang der Westküste Thailands bis zur Endstation Langkawi in Malaysia. Während des Törns bin ich für die Zubereitung von Frühstück und Mittagessen zuständig, außerdem für die Betreuung der Gäste, was z. B. Kaffee Kochen am Nachmittag bedeutet. Anschließend zehn Tage zurück segeln bis Phuket. Und zwar mit Hermann alleine. Die gesamte Zeit an Bord wäre ich freigehalten und hätte keinerlei Kosten.
Ein Segeltörn mit einem fremden Skipper als Frau in Thailand
Ich habe mir wieder viel zu viele Gedanken gemacht und lange abgewägt, ob ich bei der Sache mitmachen möchte. Einerseits ist die Törnplanung super, die Strecke führt an vielen kleinen und unbekannteren Inseln entlang (Koh Muk, Koh Lipe) und sogar die berühmte Maya Bay stünde auf dem Programm. Ich könnte kostenlos mitsegeln, der Job klingt absolut machbar und vielleicht wären da nette Leute dabei! Sonne, Segeln, neue Leute kennen lernen, kleine Buchten erkunden, das sind doch mal Aussichten!
Zweifel bei meiner Entscheidung für den Segeltörn von Phuket nach Langkawi
Auf der anderen Seite war ich mir sicher, dass mich das Katamaran segeln nicht reizt. Ich wusste, ein Kat segelt ganz anders als eine Monohull und es würde nicht die Art von Segeln sein, die mir so viel Spaß macht. Aber eigentlich ging es um etwas anderes. Ich kannte Hermann nicht. Ich hatte mit ihm telefoniert, mehrmals sogar, und er schien ein netter Typ zu sein. Hermann war ein erfahrener Segler, 25 Jahre älter als ich. Es wären zunächst Gäste mit an Bord, und trotzdem wären es auf der Rückreise nur wir beide. Ich habe mich gefragt, ob ich zu ängstlich bin, zu feige, ob meine Fragen zum Ablauf des Törns nicht abschließend beantwortet waren. Tatsächlich wusste ich nicht, was konkret ich noch fragen könnte, um meine Zweifel auszuräumen. Die Vorstellung, mich alleine mit einem fremden Mann auf einem Segelboot aufzuhalten, und Hermann hatte vor, nicht einmal in Häfen anzulegen, sondern nur zu ankern, ja diese Vorstellung umklammerte mich regelrecht wie eine ungreifbare Angst. Ich habe recherchiert, mit ihm telefoniert, mit anderen Reisenden darüber gesprochen. Ich glaube, man kann diese Angst nicht ersticken. Sie ist auch durchaus berechtigt. Nur nicht in dem Ausmaß wie es bei mir der Fall war. Man kann mit der Angst nur leben und umgehen. Nach zwei Wochen Gedanken wälzen sagte ich Hermann zu.
Entscheidung für einen Hand-gegen-Koje Segeltörn mit einem fremden Skipper als Frau
Bis zum Beginn des Segeltörns mit Hermann war ich etwas nervös, aber letztlich habe ich folgende Dinge getan und abgeklärt, um so sicher wie möglich zu sein wenn ich mit ihm alleine an Bord gehe:
Wir haben mehrere Video-Calls. Ich habe absichtlich immer wieder gleiche oder ähnliche Fragen zum Ablauf des Törns gestellt um seine Glaubwürdigkeit zu prüfen.
Folgende Fragen hatte ich mir notiert: Beschreibung meiner Aufgaben und seiner Erwartungen, Törnplanung, Schlafplatz, Kosten, Gäste, warum sucht er überhaupt Unterstützung/wer hat das in der Vergangenheit gemacht, Tagesablauf...
Recherche seiner Website und Facebook-Seite sowie Kontaktdaten. Leider habe ich kaum Referenzen gefunden, aber Google ist eine weitere Möglichkeit.
Hermann selbst hat mein Vertrauen gewonnen, indem er mir aktuelle Videos schickte, bei denen er gerade am Segeln ist oder während des Video-Calls das Schiff filmte und mir meine zukünftige Koje zeigte.
Ein weiteres Kriterium für mich war, dass er zuverlässig war was unsere Calls anging, schnell antwortete und mich nicht versuchte zu dem Job zu überreden. Außerdem fragte er nach, bis wann ich mich entscheiden könnte, statt mir eine Deadline zu setzen.
Last but Not least konfrontierte ich Hermann mit meinen Zweifeln um seine Reaktion darauf zu hören.
Im Endeffekt hatte ich ein gutes Gefühl und ging am 07.03.24 in Phuket an Bord des Katamarans.
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